Wettbewerb „Auszeichnung guter Bauten“ im Kunstmuseum Bonn

Bonn. Der Wettbewerb „Auszeichnung guter Bauten“ des Bundes Deutscher Architekten Bonn-Rhein-Sieg im Kunstmuseum Bonn

 

Zweifellos ein exzellenter Jahrgang, den die Jury für den Wettbewerb „Auszeichnung guter Bauten“ des Bundes Deutscher Architekten (BDA) Bonn-Rhein-Sieg Ende September in der Bonner „Zentrifuge“ zu begutachten hatte. Von den 21 eingereichten Objekten wurden drei ausgezeichnet, für zwei Objekte gab es eine „Anerkennung“.

 

Der Wettbewerb wird im Kunstmuseum Bonn in einer Ausstellung dokumentiert. Die Nase vorne hat der Bonner Architekt Uwe Schröder, der mit gleich zwei wahrhaft herausragenden Bauprojekten erfolgreich war. Seit rund zwei Jahrzehnten streichen Architekturliebhaber um seine feinen Bauten, erfreuen sich an deren schnörkelloser Stringenz, an der Klarheit von Grundrissen, an der Staffelung der Räume, seien es geschlossene Elemente oder Höfe, an den Proportionen und nicht zuletzt an dem edlen Materialmix, der in der Auswahl und Komposition überzeugt.

 

All dies trifft auf das Galerie- und Atelierhaus zu, das er – für seine Schwestern – an der Bonner Lotharstraße 100-106 gebaut hat. Ein Ensemble aus vier neuen Baukörpern, die sich um die repräsentative, spätklassizistische Villa Faupel gruppieren. Wer den Blick schweifen lässt, sieht zwei weitere Schröder-Solitäre: das sehr strenge, um ein Atrium herumgebaute Haus Clement von 1994 und das in Terrassen gestufte, durch einen Kontrast von Klinkeroptik und ruhigen weißen Flächen geprägte Haus Hundertacht von 2007. Ein feines Areal, in dem Schröders Architektursprache gut ablesbar ist.

 

Ist der Blick erst geschärft, sieht man Schröders zweiten Siegerentwurf mit anderen Augen: das Studentenwohnheim Rom.Hof an der Dransdorfer Siemensstraße 144 – einem nicht gerade durch architektonische Meisterleistungen auffallenden Viertel – hat die Anmutung eines Florentiner Palazzos mit markiger Rustika und Reihen von Rundbogenfenstern. Wieder sind es an mittelalterliche Kreuzgänge erinnernde Höfe und traumhaft gelungene, geradezu klösterlich strenge Gemeinschaftsräume, die den Bau rhythmisieren. Die einzelnen funktionalen und wohnlichen Studiolos für die Bewohner gruppieren sich um die Höfe. Ein Meisterwerk – und für junge Menschen der geeignete Ort, ein Gefühl für gute Architektur zu bekommen.

Frischzellenkur fürs JTB

 

Das hat man unbedingt auch bei den Kölner Architekten Barbara und Walter Thiess, die dem maroden Komplex des Jungen Theaters Bonn (JTB) an der Beueler Hermannstraße 50 eine beeindruckende Frischzellenkur verpasst haben. Machte sich in den vergangenen Jahren Traurigkeit breit, wenn man in dem schönen, aber doch arg mitgenommenen Theater saß, ein ehemaliges Kino aus den 1920er Jahren, freut man sich jetzt über diesen wirklich schönen Kulturtempel, der seine Vergangenheit nicht verleugnet, die alte Atmosphäre konserviert und in eine neuere Zeit rettet. Ob an der Fassade, im Foyer und Zuschauerraum oder im Theatercafé: Erhaltenswerte Elemente wurden konserviert oder weitergedacht. Die Wandbespannung aus englischer Theaterseide, die neu gestaltete Decke, mahagonifarbene Pfeilervorlagen und die „historischen“ Applikationen an der Fassade machen aus dem JTB ein architektonisches Juwel.

Die beiden „Anerkennungen“ gingen an Wolfgang Zehs behutsamen Umbau des Wohnhauses an der Ippendorfer Allee 93 aus den 1930er Jahren und an Lorber Paul Architekten, die der 1955 von Otto Bartning gebauten Heilandkirche in Bonn-Mehlem die minimalistische Sprache ihres Erbauers zurückgegeben haben. Im Laufe der Jahre war der ursprüngliche Eindruck entstellt worden. In der Ausstellung lohnt unbedingt auch der Blick auf die weiteren Teilnehmer des Wettbewerbs: etwa der Kirchenpavillon an der Kreuzkirche, das Katholisch-Soziale Institut an der Abtei Michaelsberg, der FGS-Campus am Trajektkreisel, das Deutsche Zentrum für Neodegenerative Erkrankungen auf dem Venusberg und das Bonner Haus der Bildung. Ein beeindruckend hochkarätiger Jahrgang.

 

Kunstmuseum Bonn; bis 14. Dezember. Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr, mittwochs von 11 bis 21 Uhr


Download
Drei Objekte von Jury ausgezeichnet.pdf
Adobe Acrobat Dokument 1.4 MB

Architukturbüro Prof. Uwe Schröder, Bonn

 

Galerie- und Atelierhaus

Besonderheit: Die Verlegungen erfolgten nach geometrischen Vorgaben, die Parkettstäbe wurden in Sondermaßen (L 450*B 56,25*D 22 mm) hergestellt, so dass alle einzelnen 40.000 Stäbe ohne Anpassarbeiten den jeweiligen Fluchten der Räumen, Türen und Fenster folgen.

Es durften nur ganze Stäbe bzw. im Randbereich längsseitige hälftige Stäbe (281,13 mm) eingebaut werden, ohne dass die einzelnen Stäbe zusätzlich beschnitten werden durften.

Alle Räume mussten speziell mit Lasertechnik gefluchtet werden, damit die Stäbe nach der geplanten Mustervorgabe auch an der jeweiligen Stelle so verbaut werden konnten.

Galerie- und Atelierhaus, Lotharstraße 100-106 in Bonn (2016)

572 m² massives Stabparkett (22mm auf Fußbodenheizung) in der Holzart Räuchereiche und Eiche im engl. Verbandmuster.

 

Haus Hundertacht, Lotharstraße 100-106 in Bonn (2007)

250 m² massives Stabparkett (22mm auf Fußbodenheizung) in der Holzart Räuchereiche und Eiche im engl. Verbandmuster.

 

Villa Faupel (2007-2016)

Restaurierung aller Parkettböden

 250 m² massives Stabparkett 22mm in der Holzart Räuchereiche im engl. Verbandmuster.


Rom. Hof (Siemensstraße 144 in Bonn-Dransdorf) 2015

1.550 m² Linoleum in Uni Walton (51 Apartments)

 

Besonderheit: In allen Wohnungen und Räumen mussten die Linoleumböden nach einem einheitlichen Verschnittplan verlegt werden. Das Achsmaß wurde durch die Mitte der Fenster bestimmt.

Die Innenbahnen wurden auf der Produktionsbreite belassen, die jeweiligen Randbahnen mussten in der Breite exakt und spiegelgleich 1,41 m aufweisen, damit die Fluchten zu den Türzargen und bodentiefen Fenstern eingehalten werden konnten.

In den Türdurchgängen sowie in den Nischen wurden Schwellen eingearbeitet, so dass jeder einzelne Bezugspunkt der Türen usw. durch den Schmelzdrahtverschluss des Linoleums aufgenommen wurde.

Seit etlichen Jahrzehnten dürfen wir außergewöhnliche und höchst anspruchsvolle Arbeiten für Herrn Prof. Uwe Schröder ausführen.

 


Besonderheit: Hier wurde durch uns der Alt-Parkettboden in der Kirche fachgerecht ausgebaut, in der Trockenkammer akklimatisiert und auf eine Holzfeuchte von ca. 7- 8 % schonend getrocknet. In der Werkstatt wurde der Parkettboden Instandgesetzt, um das Parkett später auf einen durch uns eingebrachten Schnellestrich mit Fußbodenheizung verklebt wieder einzubauen.

 

Die Oberfläche wurde durch ein spezielles Verfahren mehrfach gekälkt und geölt. Im Anschluss hieran wurde die Oberfläche mit Spezialversiegelung geschützt.